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Zur Stärkung des demokratischen Werteverständnisses

Europäisches Netzwerk entwickelt neue Konzepte für religiöse Bildung

© Aliona Kardash​/​TU Dortmund
JProf. Alexander Unser ist Juniorprofessor für Religionsdidaktik an der TU Dortmund.
Das Projekt „Religion and Citizenship“ wird von JProf. Alexander Unser aufgebaut. Es befasst sich mit religiöser und zivilgesellschaftlicher Bildung.

Populistische Bewegungen und ein Akzeptanzverlust in Teilen der Bevölkerung bedrohen liberale Demokratien in Europa. Daher ist es eine der zentralen Herausforderungen des Bildungswesens, die Entwicklung eines demokratischen Werteverständnisses zu fördern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Auch religiöse Bildung muss dazu einen entscheidenden Beitrag leisten, denn für viele Menschen in Europa prägt Religion die individuellen Wertvorstellungen.

JProf. Alexander Unser, Juniorprofessor für Religionsdidaktik an der TU Dortmund, baut nun ein EU-weites interdisziplinäres Netzwerk zu „Religion and Citizenship“ auf, um die Herausforderungen im Schnittfeld von religiöser und zivilgesellschaftlicher Bildung zu analysieren und neue Lösungen zu entwickeln. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert sein Projekt mit rund 210.000 Euro im Rahmen der Förderlinie „Stärkung der europäischen Zusammenarbeit in der Bildungsforschung“.

Religiöse Traditionen haben oftmals ein ambivalentes Verhältnis zu demokratischen Werten. „Einerseits beinhalten Religionen Ideen von Gerechtigkeit und vom gemeinsamen Wohl aller“, erklärt JProf. Unser, der an der Fakultät Humanwissenschaften und Theologie forscht und lehrt. „Andererseits finden sich Traditionen und Lehren, die in Spannung zu demokratischen Werten stehen, etwa Gleichheitsrechte für Frauen oder Homosexuelle.“ Daher brauche es spezifische Bildungsangebote, die die demokratieförderlichen Potenziale von Religion stärken und demokratiefeindlichen Entwicklungen präventiv begegnen.

Interdisziplinäre Zu­sam­men­arbeit aus Wis­sen­schaft und Praxis

Bisherige Ansätze setzten auf die Vermittlung von Wissen, den Dialog zwischen Angehörigen verschiedener Religionen und die Förderung von Toleranz. „Wirksamkeitsstudien zeigen jedoch, dass dies – mit Ausnahme der Wissensvermittlung – selten gelingt“, so Unser. Um neue Lösungen zu entwickeln, setzt er auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Expert*innen und Nachwuchskräften aus Wissenschaft und Praxis. „Erkenntnisse etwa zu Radikalisierung, interreligiöser Verständigung oder dem Einfluss von Religion auf Einstellungen gegenüber der Demokratie liegen in einzelnen Disziplinen vor, müssen aber systematisch zusammengeführt werden.“

Innerhalb von drei Jahren soll daher ein europäisches Netzwerk entstehen, das den Wissensaustausch zu „Religion and Citizenship“ systematisch voranbringt und innovative Ideen entwickelt, wie religiöse Bildung effektiv zur zivilgesellschaftlichen Bildung beitragen kann. Darin sollen unter anderem die Besonderheiten der nationalen Bildungssysteme analysiert und auch die länderspezifischen Kontexte berücksichtigt werden, in denen religiöse und zivilgesellschaftliche Bildung stattfindet. Mittelfristiges Ziel ist eine gemeinsame Antragstellung der Netzwerkbeteiligten auf EU-Ebene. Die Förderung des BMBF läuft über drei Jahre.

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